
Industrialisierung in Afrika 2022
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- Veröffentlicht: Dienstag, 29. November 2022 04:23
- Geschrieben von Angelika Prox-Dampha

Gipfeltreffen der afrikanischen Staaten zum Thema Industrialisierung und wirtschaftliche Diversifizierung in Niamey, Niger. Die Reden klingen spannend. Ich habe es mir angehört und hier kurz zusammengefasst.
Line up der Redner:
Die Reden starten ab 0:40 Min. Das ganze Video ist sehr lang. Die ungefähre Zeitangabe des Beginns der jeweiligen Rede steht immer am Anfang des Artikels, um zu ermöglichen, eventuell interessante Passagen selbst im Original anzuhören.
H.E. Moussa Fati Mahamad Chairperson of the African Union Commission
startet bei 0:45 min
https://au.int/en/biography-he-moussa-faki-mahamat
56:07 H.E. Mohamed Bazoun,P resident der Republik Niger https://www.nigerconsulate.org.uk/index.php/investing-in-niger/
Fokus auf Industrialisierung! In Bildung investieren insbesondere Naturwissenschaften und It, Digitalisierung - von den Besten lernen, alle Vorteile der Erfahrungen bündeln und Fehler vermeiden - dann kann Afrika die Unabhängigkeit von den so weit entfernten westlichen Ländern und einen besseren Lebensstandard für die eigene Bevölkerung erreichen....
In Ruanda und Ghana gibt es bereits den Ansatz eine eigene Autoindustrie aufzubauen, ...
Der ehemalige deutsche Minister Müller, jetzt Director General von UNIDO
spricht ab 1:26,30h
und ruft gönnerhaft zum Marshallplan für Afrika auf. "Die reichen europäischen Länder müssen Verantwortung übernehmen für die Entwicklung der afrikanischen Wirtschaft ..." die Afrikaner im Saal grinsen und schweigen oder schauen betreten weg. Er spricht von 1. Schuldenerlass, 2, Unterstützung von IMF und Worldbank für fairen Zugang zu den Finanzmärkten und 3. Klimaschutz. Und Afrika soll seinen Covid Impfstoff selber herstellen.
H.E. Dr. Akinwumi Adesina, Präsidentin der African Developement Bank ADB
starte bei 1.36:05.
Afrika importiert 70% der Medikamente und nur 1% der Impfstoffe wird in Afrika selbst hergestellt. In der Vision 2030 soll der Anteil der in Afrika produzierten Pharmaceutical Products bis auf 55% gesteigert werden.Dafür will die ADB 3 Billionen (3 Millionen Millionen) dafür zur Verfügung stellen. 7,5 Billionen $ wurden bereits in Erneuerbare Energien investiert. Dazu kommt das Afrika 65% der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Welt hat und nun der Agro Sektor transformiert werden muss, um nicht nur sich selbst zu ernähren sondern auch zu exportieren und zu produzieren. Sogar die Zukunft der Elektromobilität liegt in Afrika, denn von dort kommen die seltenen Erden, die zur Produktion notwendig sind. ... Der Weg zum Wohlstand ist Industrialisierung, der vielversprechendste Bereich ist Landwirtschaft. Es muss Schluss sein mit Anbau. Es müssen die Bereiche der Wertschöpfungskette in Afrika ausgeführt werden, die das Geld bringen. Vom 25. - 27 Januar wird ein Gipfeltreffen Feed Africa in Dakar stattfinden.
H.E. Prof. Benedict Oramah, President der AFREXIM Bank
startet bei 1:43
Aufbau eines stabilen afrikanischen Finanzsystems, Interbankennetzwerks, Kreditfunktionen um interafrikanischen Handel zu ermöglichen, Aufbau eines digitalen Nezwerkes um ein Afrikaweites Bankennetzwerk zu ermöglichen an dem bereits 500 Banken teilnehmen. dies ist nötig um die gesamtafrikanische Freihandelszone möglich zu machen. AFREXIM Bank ist überzeugt das wirtschaftliche Entwicklung nur möglichst, wenn der Kapitalmarkt kontrollierbar ist. Dazu gehört Papss https://papss.com/ the transafrican transfer and settlement service. Dadurch werden Käufe in afrikanischen Währungen möglich. Ein nigerianischer Kunde kann etwas in Ghana kaufen, in nigerianischer Währung bezahlen und der Verkäufer erhält die Zahlung in der Währung seines Landes. Sehr bald wird ein Farmer in Mozambique einen Film auf seinem Handy bezahlen können und der nigerianische Produzent erhält dafür die Zahlung in seiner Landeswährung. Davon wird auch die Luftfahrtindustrie profitieren, denn Airlines müssen nicht mehr mit den Problemen kämpfen wie die Verkäufe in unterschiedlichen Landeswährungen abzurechnen sind.
Damit Handel überhaupt funktionieren kann braucht es die Einführung von Qualitätsstandards und Testzentren. Die Afrika Standards Organisation hat bereits 300 Normen entwickelt, ähnlich wie DIN oder ISO. Dies insbesondere für die Automobilindustrie und den pharmazeutischen Sektor. Die Erstellung von Standards für die Textilindustrie beginnt gerade. Dazu werde Testcenter in ganz Afrika finanziert. Das erste, das in Nigeria ist, wird in den nächsten Wochen eröffnet. In Tansania, Ägypten und Kamerun werden bereits die nächsten Zentren errichtet. Um aggressiv die Industrialisierung voranzutreiben werden in 10 Ländern Industrieparks und spezielle Wirtschaftszonen errichtet, zwei in Malawi und eins in Elfenbeinküste werden gerade errichtet. Weitere in DRC, Zambia, Kenia und Botswana sind in Planung.
Der Aufbau der gesamten Lieferkette rund um den Automobilbau in Afrika ist das Ziel. Gelder sind bereit für den Aufbau einer Kontinent weiten Automobilindustrie. Afrikanische Staaten können Gelder von der AFREXIM Bank bekommen um eine Strategie zu entwickeln und die Rechtsgrundlagen zu schaffen, damit eine Automobilindustrie entstehen kann. Ein Pakt mit China soll unterstützen um eine solche Industrie aufzubauen.
Als in 55 Mini Einheiten aufgespaltener Kontinent kann Afrika nichts erreichen. Erfolg ist nur möglich, wenn sich alle zusammentun. Dann ist Afrika wie ein großer Waal und kann sich wirtschaftlich behaupten. AFREXM Bank hat ausserdem begonnen die Karibischen Staaten miteinzubeziehen. 17 Staaten haben bereits unterzeichnet und somit wird der Wirtschaftsraum erweitert.
H.E. Aissata Tall Sall, Aussenministerin Senegals
startet bei 2:06.00
liest die Rede für den senegalesischen Präsidenten, der nicht anwesend sein kann.
Das interafrikanische Freihandelsabkommen muss durch entsprechende Zolltarife und Verordnungen umgesetzt werden.
Es braucht bessere Logistik und logistische Infrastruktur für die freie Zirkulation von Menschen und Waren.
Die Rechtsgrundlage für "Intellektuell Property Rights" muss besser ausgearbeitet werden, insbesondere für den medizinischen Sektor.
H.E. Paul Kagame, Präsident Ruandas hält die Eröffnungsrede
startet bei 02.19:38
Die African Medical Agency hat Ihre Zentrale jetzt in Ruanda und wird so schnell wie möglich die Arbeit aufnehmen. Das beste was Afrika hat ist die Kontinentweite Freihandelszone. In der derzeitigen Situation ist das so wichtig wie nie zuvor. Niemand kann alleine überleben. Wir müssen un beeilen und das historische Potential unseres Kontinents so schnell wie möglich praktisch nutzen. "The Future is in our hands - please go ahead and make the right choice." (Die Zukunft ist in unseren Händen wir müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen.)
Kommentar - meine Meinung
Die afrikanischen Staaten haben endlich den Weg zueinander und miteinander gefunden. Das hat lange gedauert und es liegen noch große Aufgaben vor den Staatsmännern und -frauen den Kontinent und seine Wirtschaft zu transformieren. Endlich geht es wirklich auf den Weg in die Unabhängigkeit des Kontinents. Wichtige Reformen sind auf den Weg gebracht. Neben der Einführung der Freihandelszone ist die transkontinentale Harmonisierung des Bankensystems die Basis für die Machbarkeit des transkontinentalen Handels. Damit sind die Weichen gestellt für die Erschaffung des gröten Wirtschaftsraumes der Welt.
Insbesondere in den Bereichen Logistik, pharmazeutische Industrie, Agrarwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Automobilindustrie gibt es jetzt lukrative Investitionsmöglichkeiten. Da sollten auch deutsche und europäische Firmen sehen, daß eine Investition in Afrika eine lukrative Alternative zu der aktuellen Entwicklung in Deutschland bzw. Europa sind. Der Markt ist gigantisch, das Potential auch, denn die Bevölkerung ist jung und wächst ständig. In "Afrika" gibt es noch reales Wirtschaftswachstum und ein riesiges ungenutztes Potential!
Um erfolgreich zu sein müssen solche Investitionen auf Augenhöhe stattfinden und im Bewusstsein, das alle Beteiligten miteinander gleichberechtigt im Wettbewerb stehen. Und der Wettbewerb ist hart. Die Zeiten gönnerhaften Attitüden von Hilfe zur Selbsthilfe oder des puren Verkaufens europäischer Produkte mit dem Anspruch von Superiorität oder Einzigartigkeit sind vorbei. Know-how, Erfahrung und Kapital sind gefragt. Dabei geht es auch um Innovation und das Starten von innovativen an den afrikanischen Markt und die Bedürfnisse der Menschen angepasste Lösungen. Wer nur ausgediente, alte Technologie abladen will wird damit nicht erfolgreich sein.
Klimaneutralität ist allerdings hier kein Thema. Die Staatsmänner erkennen Ihre Verantwortung für ihre Bevölkerung von der noch immer ein großer Teil keinen Zugang zu Strom hat und in Armut lebt. Statt dessen muss sich Europa klar werden, das die afrikanischen Entscheider wissen, das es die afrikanischen seltenen Erden und Ressourcen sind, die Europa so dringend braucht. Und diesmal werden sie sich das nicht billig abschwatzen lassen sondern eher teuer bezahlen.
Der Aufbau einer eigenen Automobilindustrie ist unbedingt nötig. Das ist wichtig für die Umwelt denn es wird helfen, dass Afrika nicht die Resterampe ausländischer Fahrzeuge bleibt. Die Zeiten, als Fahrzeuge der europäischen Marken ein beliebtes und lukratives Geschäft für eine Zweitverwertung waren sind spätestens dann vorbei, wenn es nur noch Elektrofahrzeuge gibt. Und bereits jetzt steigen die Preise für Verbrenner in Europa, denn es wird befürchtet, dass es sie bald nicht mehr geben darf. E-Autos sind nicht überall geeignet auch nicht in Europa. Und in Afrika? Der Strom dafür ist in den meisten Ländern Afrikas auch auf absehbare Zeit nicht da. Und für längere Übberlandfahrten abseists der Zivilisation sind e-Fahrzeuge nicht geeignet. Da wird es weiterhin insbesondere Dieselfahrzeuge und Allradfahrzeuge geben müssen. Landwirtschaftsmaschinen, Kleinbusse für den Personentransport, Reisebusse, LKW, .... auf Verbrenner Basis werden weiterhin wichtig sein, gerade um den transkontinentalen Handel und die Mobilität prakisch umzusetzen. Asiatische Hersteller, allen voran TATA aus Indien, haben sich auf solche Produkte spezialisiert. Durch politische Entscheidungen in Deutschland und Europa Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nicht mehr zu erlauben wird die Automobilindustrie schwer getroffen, verliert die weltweite Konkurrenzfähigkeit und wird auch bei den Verkaufszahlen leiden, denn der sehr aktive Markt für Zweitverwertungen fällt weg.
"Erfolg ist nur möglich, wenn sich alle zusammen tun." Das ist eine der wichtigsten Leitsätze der AU. Es besteht die Hoffnung dass man in Afrika endlich erkannt hat, wie wichtig das ist, nicht nur im privaten Umfeld der Familie sondern auch in der internationalen Wirtschaft und Politik. Auch da hat Afrika einen großen kulturellen Vorteil. Man ist gewohnt mit vielen unterschiedlichen Ethnien friedlich zusammenzuleben. Man ist gewohnt als Sippe oder Großfamilie zusammenzuhalten. Man ist gewohnt mit einem Regime von Diktatoren klar zu kommen. Man ist gewohnt traditionelle demokratische Modelle und Prozesse auch auf politischer Ebene zu nutzen.
Der Wille der Bevölkerung zu Wohlstand zu kommen, koste es was es wolle, ist sehr stark. Afrikanische Staatsoberhäupter müssen sich davor fürchten. Und auch Europa muss sich damit auseinandersetzen, denn wenn die Möglichkeit zu einem guten Leben in Afrika versperrt bleibt, dann machen sich weiterhin viele Menschen auf den Weg, auf den Weg nach Europa. Da ist Frontex keine Lösung.
Und für alle die, die heute noch meckern - Afrika, dass darf man nicht generalisieren, dass sind viele verschiedene Länder - aufgepasst zumindest als Wirtschaftsraum möchte "Afrika" jetzt als Einheit gesehen werden.